Ein harter Kern aus Springer, Spiegel und Telekom hat sich darauf verabredet, künftig Inhalte online über die Telefonrechnung abzurechnen. Endlich, möchte man sagen. Während sich der VDZ in Protesten über das unselige Geschäftsgebaren von Apple ergeht - inkriminiert werden 30% Distributionskosten sowie die bei Apple verbleibenden Userdaten - finden sich hier Täter zusammen und organisieren eine Gegenoffensive. (Wäre es nicht der Verband der Branche, man würde die unsinnigen Einwände schlichtweg "janich ichnorian".) Jedenfalls diese Player bringen genügend kritische Masse auf die Waage, um mit ihrer Initiative eine Sog- und Breitenwirkung anzustiften.
Bedauerlich
nur, dass die gute Tat sogleich wieder mit Hybris und strategischer Dummheit vergiftet wird, jedenfalls, soweit es den Spiegel angeht. Da werden zwar für das ePaper und die iPhone-Kopie des aktuellen Heftes 50% Rabatt eingeräumt, aber das gilt nur für eine Einführungsphase (bis Ende März), um danach zum Kioskpreis zurückzukehren, ... und auf dem iPhone soll es sogar noch einen Klacks mehr kosten, weil Apple nur x,99-Beträge zulässt.
Diese gnadenlos verfehlte Preispolitik ist umso schwerer zu verstehen, denn eigentlich sind die Spiegelleute jung und, wie man annahm, auch smart genug. Es hätte sich doch auch bis zu ihnen herumsprechen müssen, dass sich die potentielle Zielgruppe an die Stirn tippen wird: Warum soll ich für den Content des Spiegel den gleichen Preis zahlen, wie für die Druckausgabe? Gerade Spiegelleser rechnen sich eins und eins zusammen und stellen fest, dass der Spiegel auf diese krumme Tour seine Marge exorbitant steigert: Druck- und Vertriebskosten sinken mindestens zweistellig, wenn nicht um die Hälfte.
Aber auch die "Heftpolitik" ist alles andere, als auf der Höhe der Zeit. Mindestens der halbe Spiegel geht "strukturell an mir vorbei", weil meine Themeninteressen nunmal so-und-so sind und mich dies-und-das Null interessiert. Warum also kann ich mir keine Themenkompilation nach meinem Gusto kaufen, etwa nach einem heruntergebrochenen Seitenpreis?
Es ist, wie ich meine, klar wie Klosbrühe, dass auch die besten Initiativen mit der hinter dieser Preis- und Angebotspolitik erkennbaren strategischen Verbohrtheit tod geboren sind. (IvD)
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